Verfolgter der Stasi berichtet.

in Lahr bei der FU Ortenau

CDU, SPD, FDP und Grüne müssen sich stärker um die Jugendlichen in den neuen Bundesländer kümmern.

Es ist Mario Röllig, der dies bei der Veranstaltung der FU Ortenau am 14.04 in Lahr fordert.
„Nur so kann den Aktivitäten der Linken und auch der NPD ein demokratisches Angebot entgegen gesetzt werden“, ist Röllig überzeugt.
In Lahr gab es dazu keinen Widerspruch im Gegensatz zu Rölligs Erfahrungen bei Auftritten in Berlin.

Röllig ist 1967 in Ost-Berlin geboren. Er war als Homosexueller mit einem Westberliner Politiker befreundet. Er hat es abgelehnt, als Inoffizieller Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit zu arbeiten.
Bei einem Fluchtversuch nach Jugoslawien wird er gefasst und ins Stasi-Gefängnis nach Hohenschönhausen gebracht. Mit Lockmitteln wie einen Trabi, Einschüchterungen, aber auch mit psychologischem Druck und strengen Repressalien sollte er dazu gebracht werden, mit der Stasi zusammenzuarbeiten und seinen West-Freund zu bespitzeln. Röllig weigert sich.
Darauf folgen Jahre voller Repressalien und U-Haft in Berlin-Hohenschönhausen. Röllig stellt einen Ausreiseantrag.
Als er anderthalb Jahre später die Maueröffnung erlebt, sind seine Gefühle zwiespältig, auf der einen Seite freut er sich, seine Familie besuchen zu können, hat aber gleichzeitig Angst, seinen ehemaligen Peinigern wieder zu begegnen.

Dies geschieht 1999. Er arbeitet als Verkäufer, und sein ehemaliger Stasi-Verhörer ist plötzlich sein Kunde. Röllig spricht ihn auf die Vergangenheit an, doch der Mann fühlt sich immer noch im Recht.
Reue sei was für kleine Kinder, meint der Ex-Stasi-Mann, der nach der Wende als Rechtsanwalt eine gute Position und ein gutes Auskommen hat. Für Röllig ist das zuviel. Er bricht zusammen, kommt in die Psychiatrie, und wieder sind es Eltern und Freunde, die ihn ermuntern, als Zeitzeuge in der Gedenkstätte Hohenschönhausen von seinem Leben zu erzählen. Mittlerweile gibt es auch Filmdokumentationen, ein Theaterstück und ein Buch, in dem Röllig von seinen Erlebnissen erzählt.

So erschütternd wie seine Lebensgeschichte ist  seine Erfahrungen bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts. Üble Nachrede gab es für ihn und seine Familie schon zur  DDR-Zeit, dort wurde  Röllig den Freunden der Eltern als Schwerverbrecher verkauft.
Nun muss sich Röllig nach eigenen Worten auch gegen Verleumdungen in Internet-Blogs von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern juristisch zur Wehr setzen.

Röllig der mittlerweile CDU-Mitglied ist, wirft Richtern vor "verbohrte Alt-68er“ zu sein und viel zu nachsichtig gegen Stasi-Unrecht zu urteilen. Auch den Medien wirft er Verblendung vor und gibt ihnen eine Mitschuld an der Verharmlosung des DDR-Unrechts.
Röllig ist überzeugt, dass man die Linke als SED-Nachfolgepartei zu sehr verharmlose und mit ihr zu freundlich umgegangen wird.
Eine wirkliche  Aufarbeitung der ehemaligen DDR finde laut Röllig nicht statt, weil vor allem ältere Menschen der ehemaligen DDR, die sich nach der Wiedervereinigung als Verlierer sähen, die Vergangenheit verklärten. Das Soziale wäre in der DDR besser gewesen und zudem hätte jeder Arbeit gehabt, so sei die Meinung dieser, die Röllig aber nicht teilt. 

H.Gund/FU Ortenau
 

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