Frauen Union Ortenau spricht mit Rosa Karcher über Nöte der Landwirte

Foto von rechts nach links: Vera Huber, Rosa Karcher, Birgit Wild-Peter, Sylvie Mannßhardt
Foto von rechts nach links: Vera Huber, Rosa Karcher, Birgit Wild-Peter, Sylvie Mannßhardt
Rosa Karcher, die Präsidentin des Südbadischen LandFrauenverbandes, vor Kurzem war zu Gast bei der Frauen Union Ortenau. – Thema des Dialoges waren die Nöte der Landwirte in unserer Region. Laut Karcher machen die Vorgaben "grüner" Landwirtschaftspolitik den Landwirten und Landfrauen mittlerweile sehr zu schaffen.

Die Forderung, Agrarprodukte nur noch biologisch oder ökologisch kontrolliert anzubauen, sei nicht so einfach umsetzbar und habe auch Folgen für die Existenz der bäuerlichen Betriebe. Sie nannte in diesem Kontext das Biodiversitätsgesetz sowie das Grünland- umbruchverbot, wodurch nur eine eingeschränkte Nutzung von Ackerflächen und Grün- flächen möglich sei. Hinzu komme, dass allein Streuobstwiesen für die Betriebe nicht profitabel sein. Verzichte man komplett auf Pflanzenschutzmittel habe dies zur Folge, dass viele wurmstichige und "kranke" Früchte aussortiert werden müssten, die dann nicht in den Verkauf kämen. Der Ertrag sei deutlich geringer und damit auch die Einnahmen für die landwirtschaftlichen Betriebe. Beispielsweise seien Sonderkulturen wie Himbeeren sehr anfällig für Fäulnis, aber auch Krankheiten, wenn die Pflanzen nicht minimal behandelt würden. Sie wies darauf hin, dass auch der Pflanzenschutz sich mittlerweile verändert habe. Man wende die sogenannte Phytomedizin an, welche praktisch keine Rückstände in den Pflanzen hinterlasse. Auch die Bauern wollten schließlich gesund leben und ihre eigenen Produkte guten Gewissens essen können. Das würde bei der allgemeinen Diskussion übersehen werden. Ein weiterer gravierender Aspekt, der die bäuerlichen Betriebe in ihrer Existenz gefährde, sei die drastische Erhöhung des Mindestlohnes auf über 12, - Euro. Dies bedeute, dass die Mitarbeiter und Saisonarbeitskräfte – und das seien nicht gerade wenige in den landwirtschaftlichen Betrieben – nun höher bezahlt werden müssten. Gleichzeitig würde der Gewinn schrumpfen. Nun komme zu allem Übel noch der Ukraine- Krieg hinzu, der die Preise für Rohstoffe noch weiter in die Höhe treibe. Geringere Ernte- erträge, hohe bürokratische Auflagen, ein erhöhter Mindestlohn und - nun hinzukommend - rasant gestiegene Energiepreise, ob bei Strom oder Benzin, würden die Bauern in ihrer Existenz gefährden. Vor allem Traktoren und andere landwirtschaftlichen Maschinen seien in der Regel mit Diesel betrieben, was nun zu erneuten finanziellen Problemen führe. Rosa Karcher verwies auch auf die Widersprüchlichkeit „grüner“ Landwirtschaftspolitik. Einerseits wolle man die regionale Vermarktung stärken und „food miles“ vermeiden, andererseits würden den Landwirten und Landfrauen in Deutschland immer höhere Auflagen abverlangt. Die Konsequenz sei auch, dass immer mehr Gemüsesorten und Früchte aus dem Ausland importiert würden. Ob das wirklich ökologisch sei? Karcher ergänzte auch, dass die Produkte aus europäischen Ländern kämen, wo die Stundenlöhne deutlich niedriger seien als in Deutschland. Zum Vergleich: In Spanien liege z.B. der Stundenlohn bei 5,76 Euro, in Portugal bei 4, - Euro, Slowenien 6, - Euro, in Ungarn und Rumänien bei ca. 3, - Euro. Die Rechnung für solch eine Politik ohne Augenmaß und Weitsicht würde aber letzten Endes der Verbraucher bezahlen, der nicht nur für den privaten Energiebedarf, sondern insgesamt für Lebensmittel deutlich mehr in Deutschland bezahlen müsse.

Die Vorsitzende der Frauen Union, Birgit Wild-Peter, sowie Eveline Seeberger, Mitglied des Vorstandes, wiesen zudem darauf hin, dass gerade der Ukraine-Krieg den Bürgern deutlich mache, wie sehr Deutschland in Abhängigkeiten von der Energie- und Lebensmittel- versorgung geraten sei. Nicht besser sehe auch die Lage im Bereich der medizinischen Versorgung aus, ob in Bezug auf Antibiotika oder Medikamente für die Krebstherapie; auch hier sei Deutschland auf Importe aus anderen Ländern angewiesen. Die Frauen Union war sich daher einig, dass es daher höchste Zeit sei, dass Deutschland wieder energie- und lebensmittelpolitisch, aber auch gesundheitspolitisch unabhängiger werde.

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